Pressestimmen
Ausschnitte aus der Berichterstattung über unsere Veranstaltungen
6. September 2022 | Amir Hassan Cheheltan: Eine Liebe in Kairo
„Cheheltan ist Beobachter und Kommentator der Verhältnisse im Iran. In ‚Eine Liebe in Kairo‘ beschreibt er die Spannungen zwischen islamischer und jüdischer Welt und erzählt eine verhängnisvolle Liebe vor dem Hintergrund des sich anbahnenden Nahostkonfliktes, der bis in die Gegenwart andauert.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6.9.2022
14. September 2022 | Alex Capus: Susanna
„Der Schweizer Schriftsteller ist als ein Meister von dokumentarischen Romanen zum Bestsellerautor geworden. Capus hat ein Gespür für historische Stoffe, die er in höchst unterhaltsam erzählten Büchern verarbeitet. In ‚Susanna‘ erzählt Capus die Geschichte der Baselerin Susanna Carolina Faesch, die Ende des 19. Jahrhunderts mit ihrer Mutter nach Amerika auswandert und dort in die Strömungen der Zeit zwischen Industrialisierung und Vernichtung der Ureinwohner gerät. […] Eine Abenteuer- und Emanzipationsgeschichte. Praller Stoff.“
Journal Frankfurt, September 2022
27. September 2022 | Storm Trio: Poetry Jazz & Graphic Novel
„Poetry Jazz & Graphic Novel ist der Abend überschrieben. Dirk Hülstrunk, der Sound Poetry Performer, hat sich dafür mit Martin Lejeune (Euphonium) und Peter Klohmann (Saxophon) zusammengetan. ‚Die Verbindung von Jazz und Poesie ist eigentlich eine besondere Herausforderung‘, erklärt Hülstrunk die Idee hinter dem Storm Trio. ‚Es sind zwei sehr intensive Elemente, die sich im schlimmsten Falle die Show stehlen. Ich glaube, es funktioniert bei uns, weil wir es schaffen uns jeweils genügend Raum zu lassen.‘“
Journal Frankfurt, September 2022
14. Oktober 2022 | Olga Reznichenko Trio: Somnambule
„Um aus der Vielzahl der Jazzpiano-Trios herauszuragen, braucht es neben Brillanz auf dem Flügel auch einen erkennbaren Stilwillen. Olga Reznichenko, Jahrgang 1989, bringt beides mit, wie ihr im Mai erschienenes Debüt ‚Somnambule‘ eindrücklich zeigt. […] ‚Ich bin eigentlich nicht so ein analytischer Typ‘, erklärt die bereits mehrfach ausgezeichnete Ex-Studentin von Michael Wollny lächelnd, ‚mir gefällt es, beim Spielen das Denken einfach loszulassen.‘“
Journal Frankfurt, Oktober 2022
28. Oktober 2022 | Degen, Bründl, Köbberling & Lakatos: Chords on End – Frankfurt Sound revisited
„Es ist die ‚gute alte Zeit‘ der Jahrzehnte nach dem zweiten Weltkrieg, als Frankfurt sich ‚Jazzhauptstadt der Republik‘ nennen konnte, an die in der Romanfabrik erinnert wird. Der gemeinsam mit der Jazzinitiative organisierte Abend ist Teil der neu eingerichteten ‚Clubnacht‘ des 53. Deutschen Jazzfestivals an fünf Orten der Stadt. Mit dem ‚Frankfurt Sound‘ beschäftigt sich das Quartett Chords on End um den Bassisten Manfred Bründl, der in den 80er und 90er Jahren unter anderem zum Quartett von Heinz Sauer gehörte, ein Zeitzeuge, ebenso wie der Pianist Bob Degen. Hinzu kommen Tony Lakatos am Tenorsaxofon und der Schlagzeuger Heinrich Köbberling als Einspringer für den erkrankten Thomas Cremer. Was von diesen Hochkarätern zu hören ist, in Kompositionen von Sauer, Günter Lenz und Peter Trunk, wirkt in seiner zeitlosen Strahlkraft wie ein Inbegriff des modernen Jazz europäischer Prägung. Und unterstreicht, welch immenser Einfluss seinerzeit von der Stadt ausging, die - bei aller Vitalität der hiesigen Szene - als Zentrum des Jazz in Deutschland längst von Berlin abgelöst worden ist.“
Frankfurter Rundschau, 30.10.2022
1. November 2022 | Robert Menasse: Die Erweiterung
„Für seinen Roman ‚Die Hauptstadt‘ wurde der Österreicher Robert Menasse im Jahr 2017 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Nun hat Menasse mit ‚Die Erweiterung‘ sein EU-Schreibprojekt gen Osten ausgeweitet, und das auf rund 650 äußerst kurzweiligen Seiten. […] Das ist Menasses düstere Vision für das Projekt eines geeinten Europa.“
Journal Frankfurt, November 2022
16. November 2022 | Gün Tank: Die Optimistinnen
„Solidarisiert Euch! Von Gastarbeiterinnen und Ungerechtigkeit. Der Untertitel ‚Roman unserer Mütter‘ verweist darauf, dass Gün Tank in ihrem Buch ‚Die Optimistinnen‘ kein Einzelschicksal, sondern eine Generationenerfahrung thematisiert.“
Journal Frankfurt, November 2022
22. November 2022 | Feridun Zaimoglu: Bewältigung
„Bei jedem seiner Bücher versuche er, sich selbst zu verlassen, sagt Feridun Zaimoglu. Um ganz einzutauchen in die Rolle desjenigen, über den er schreibe. Jetzt aber, bei seinem jüngsten Roman, ist diese Vorgehensweise fürchterlich geworden, eine Zumutung, kaum zu bewältigen: Denn die Figur, in die er sich schreibend zu versetzen suchte, ist nicht irgendjemand. Sondern Adolf Hitler.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.11.2022
1. Dezember 2022 | Mutare Ensemble: E.T.A. Hoffmann als Musiker
„Der Dichter E.T.A. Hoffmann wäre gerne stärker als Komponist wahrgenommen worden. […] Daran erinnerte nun der Komponist und Musiker Gerhard Müller-Hornbach, der bei einem Hoffmann.Konzertabend in der Frankfurter Romanfabrik die Lage gewiss realistisch einschätzte: Er stellte Hoffmann als Profi vor, als Verehrer von Mozart und Beethoven; aber auch als experimentierfreudigen Künstler. Perfekt zur Demonstration: Das Grand Trio für Violine, Cello und Klavier, dessen Scherzo – zwischen drei milden Sätzen – so bizarr und überkompliziert ist, dass einem Sehen und Hören verging.“
Frankfurter Rundschau, 3.12.2022
2. Dezember 2022 | Jünemann, Cetto, Partheil & Frontera: Reflections 2020
„Kein Zwang zur Eile. Kein Zwang zu glänzen. Nicht nötig, irgendetwas anderes zu sein als man selbst. Das Zitat steht auf der Rückseite ihrer jüngsten Platte. Es stammt aus dem Essay ‚Ein Zimmer für sich allein‘ von Virginia Woolf und passt perfekt zur Musik des Trios von Uli Partheil, Ralf Cetto und Ulli Jünemann, das sich mit der Percussionistin Angela Frontera mittlerweile zum Quartett erweitert hat. Jetzt waren sie in der Frankfurter Romanfabrik zu Gast. Wie wohltuend, einmal eine Musik zu hören, die sich von selbst versteht, die keine Bilder stürmen, keine Mauern einreißen, keine Botschaft transportieren und auch nicht partout neu sein möchte. Was erkliongt, ist so sinnlich, fast möchte man sagen: greifbar, dass man unschwer jedem melodischen Motiv folgen kann, wie es direkt oder abgewandelt vom Klavier auf das Saxophon überspringt, auf dem Bass dunkel widerhallt und vom Schlagzeug in einen dezent swingenden Rhythmus verwandelt wird.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7.12.2022
6. Dezember 2022 | Federico Italiano: Sieben Arten von Weiß
„Der italienische Lyriker Federico Italiano und sein deutscher Kollege Jan Wagner, 2017 mit dem Büchnerpreis ausgezeichnet, pflegen schon seit Jahren die Zusammenarbeit. […] Nun sind Italiano, der als eine der bedeutendsten Stimmen der italienischen Gegenwartslyrik gilt, und sein Übersetzer Jan Wagner in der Romanfabrik zu Gast, um Italianos neuen Band ‚Sieben Arten von Weiß‘ vorzustellen. Italiano ist ein literarischer Spieler, der mit leichter Hand Tradition und Experiment vereinen kann.“
Journal Frankfurt, Dezember 2022
15. Januar 2022 | Christoph Ullrich & Eric Schaefer: Zwei Schubladen
„Eric Schaefer zählt nicht nur zu den profiliertesten Jazz-Schlagzeugern, er ist auch schon oft als Komponist aufgefallen. In eigenen Bands und Produktionen ebenso wie an der Seite von Michael Wollny im Trio. […] Seine Kooperation mit dem vielfältig interessierten Frankfurter Pianisten Christoph Ullrich reicht schon einige Jahre zurück, findet aber recht selten eine Fortsetzung. Zum Live-Konzept der beiden gehört, über klassische Vorlagen und Schaefers eigens für das Duo geschriebene Stücke zu improvisieren.“
Journal Frankfurt, Januar 2022
18. Januar 2022 | Norbert Gstrein: Der zweite Jakob
„Norbert Gstreins Roman ‚Der zweite Jakob‘ ist ohne jeden Zweifel eines der besten Bücher, die im Jahr 2021 in deutscher Sprache veröffentlicht wurden. […] Gstreins literarisch und sprachlich mit allen Wassern gewaschener Roman erreicht … im Schlussdrittel einen hohen Grad an Unheimlichkeit. Wer ‚Der zweite Jakob‘ liest, lässt sich auf ein Abenteuer ein, nämlich auf das, in einen Abgrund zu schauen, der auch der eigene sein könnte.“
Journal Frankfurt, Januar 2022
„Mit gutem Grund stand der Roman ‚Der zweite Jakob‘, aus dem Gstrein in der Frankfurter Romanfabrik las – mit einer triftigen Befragung durch deren Leiter Michael Hohmann –, 2021 auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis. Außergewöhnlich die Technik, mit der das Leben des Mannes, der kurz vor seinem 60. Geburtstag steht, besichtigt wird.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.1.2022
25. Januar 2022 | Wolf Wondratschek: Dante, Homer und die Köchin
„Dante und Homer sind tot, aber in Wahrheit noch höchstlebendig, irgendwo in einem abgelegenen Teil Italiens. Versorgt werden sie von einer Köchin, die noch nicht einmal lesen kann. Sie reden über das Schweigen. Über das Verschwinden. Zwischendurch kommt ihnen die Welt der Lebenden in die Quere.“
Journal Frankfurt, Januar 2022
15. Februar 2022 | Uwe Wittstock: Februar 33. Der Winter der Literatur
„Rasant: Wie die Literatur von den Nazis gekapert wurde, Die Frage ‚Wie konnte das alles passieren?‘ wurde zu oft gestellt. Mindestens ebenso interessant: ‚Wie konnte das alles so schnell gehen?‘ Uwe Wittstock, langjähriger FAZ-Redakteur, später Feuilletonist bei der Welt und dem Focus, hat […] ein extrem spannend zu lesend es Buch geschrieben, in dem er am Beispiel der Schriftsteller rekonstruiert, mit welch brachialer Gewalt und Geschwindigkeit sich der Paradigmenwechsel von der Weimarer Republik hin zum Nationalsozialismus vollzog. […] Das Buch ist ein Bestseller, und das mit Recht.“
Journal Frankfurt, Februar 2022
4. März 2022 | Riccardo del Frau Quintett: Jazz
„Seit einigen Tagen ist Riccardo del Fras Programm ‚Moving People‘, das musikalisch über Migration reflektiert, wieder von erschreckender Aktualität. Das gleichnamige Album hat der in Paris ansässige Italiener schon im Frühsommer 2018 eingespielt, teils mit jenen Musikern, die nun in der Romanfabrik einige Titel der Platte und anderes Repertoire darbieten.“ […] Auch diese Titel werden vom Publikum begeistert gefeiert.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8.3.2022
10. März 2022 | Stoppt Putin! Freiheit für die Ukraine
„3000 Euro für die Ukraine. Der ukrainische Solidaritätsabend der Romanfabrik und der Jazz-Initiative am 10. März hat Spenden von 3000 Euro erbracht. Wie die Romanfabrik mitteilt, kommen sie dem ukrainischen Verein Frankfurt zugute, der sich um Flüchtlingskinder kümmert und die ukrainische Samstagschule unterhält. Bedacht wird auch der Evangelische Regionalverband, der medizinisches Material in die Ukraine transportiert. Aufgetreten waren ukrainische, russische, georgische und deutsche Musiker.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.3.2022
15. März 2022 | Jan Costin Wagner: Am roten Strand
„Raffiniert und psychologisch feinfühlig: Wagner schreibt viel mehr als Krimis. […] Nach sechs Romanen hat Wagner (vorerst) eine Zäsur gesetzt und etwas gewagt, was tatsächlich nur ein Autor wagen kann, der über ein großes Verständnis für Psychologie, für Feinfühligkeit und Dezenz verfügt: Für ‚Sommer bei Nacht‘, erschienen 2020, hat Wagner mit der Figur des Ben Neven einen Ermittler erfunden, der das Verschwinden eines kleinen Kindes aufzuklären hat, der aber selbst pädophile Neigungen hat. Das kann komplett schiefgehen. Ging es aber nicht. Und Jan Costin Wagner schreibt diesen Weg und diese Figur weiter. […] Vertrackt, raffiniert, gekonnt.“
Journal Frankfurt, März 2022
„Wenn Wagner den am 10. März bei Galiani Berlin erschienenen Krimi am 15. März in der Frankfurter Romanfabrik vorstellt, wird sich zeigen, dass die Situation, in der er seine Hauptfigur am Ende des ersten Bandes zurückgelassen hat, sich im neuen Buch zuspitzt. […] Dass der kluge und tatkräftige Kommissar dieselben pädosexuellen, von ihm lediglich im Zaum gehaltenen Neigungen hegt wie die von ihm gejagten Verbrecher und dass er in Gestalt des Entführers gleichsam sein dunkles Gegenbild getötet hat, wissen nur [er] selbst und die Leser, die Wagner wie in jedem seiner Romane zu handlungsunfähigen Zeugen des Seelenlebens sämtlicher seiner Figuren werden lässt.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.3.2022
11. Mai 2022 | 31. Frankfurter Jazzstipendium: Walter Haimann Trio & Ivan Habernal Orchestra
„Mit ihrer Laudatio bezog sich die Stadträtin [Ina Hartwig] auf die Jury, die Habernals Einreichung schon wegen ihrer ungewöhnlichen Besetzung mit je vier Bläsern und Streichern hervorhob. Für sein ‚couragiertes Orchester‘ habe er ‚sehr durchdachte,komplexe Arrangements geschrieben. Sie beeindrucken mit überraschenden Details, einem im Jazz nicht oft anzutreffenden Klangfarbenreichtum und einer klugen Dramaturgie‘, zitierte Hartwig die Jury. Zweifellos wäre es reizvoll gewesen, tatsächlich das besagte, elf Personen umfassende Orchester live zu erleben. Doch auch schon ohne die Streicher ist die Bühne der Romanfabrik mit sieben Musikern komplett gefüllt.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.5.2022
14. Juni 2022 | Hilmar Klute: Die schweigsamen Affen der Dinge
„Hilmar Klute, Streiflicht-Redakteur bei der SZ, ist einer der wenigen Journalisten, die wirklich gute Romane schreiben, was den Schluss zulässt, dass er in Wahrheit eher Schriftsteller als Journalist ist.“
Journal Frankfurt, Juni 2022
16. Juni 2022 | Félix Stüssi & Ray Anderson
„Seit 2008 spielen Pianist Félix Stüssi und Ray Anderson unregelmäßig zusammen. Mal erweitert der 69-jährige Posaunist das Quintett des in Quebec ansässigen Schweizers, mal fokussieren die beiden als Duo ihre persönlichen Kräfte. Dabei ist der Blechbläser hinsichtlich individuellem Gestaltungswillen etwas im Vorteil: sein äußerst wendiges, klangfarbenreiches und bis hin zu ruppig-schmetternden Phrasierungen energiegeladenes Spiel begeistert Mitmusiker, Presse und Publikum.“
Journal Frankfurt, Juni 2022
29. Juni 2022 | Christian Brückner, Michael Wollny & Jan Wilm: Ror Wolf zum Neunzigsten
„Am 29. Juni spricht Ror Wolf noch einmal. Mehr als zwei Jahre nach seinem Tod, an jenem Tag, an dem er 90 Jahre alt geworden wäre. Besser gesagt: Seine Literatur spricht mit jener Stimme, von der Ror Wolf mir einmal im persönlichen Gespräch […] verriet: ‚Ich habe immer mit Brückners Stimme im Ohr geschrieben.‘ Brückner ist Christian Brückner, der berühmt wurde als Synchronstimme von Robert De Niro. In der Frankfurter Romanfabrik liest er nun, selbst in Hörbüchern verewigter Wolf-Verehrer, im Doppelpass mit dem Jazzmusiker Michael Wollny aus Wolfs Werk.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.6.2022
7. September 2021 | Marion Poschmann: Laubwerk. Essays – Buchpremiere
„Naturdichtung, zeitgemäß: schön und kritisch zugleich. Wer heute von Naturdichtung spricht, ohne dabei die gesellschaftliche und politische Dimension dessen im Blick zu haben, was mit und in der Natur gerade geschieht, ist weltfremd. Marion Poschmann ist eine der avanciertesten Dichterinnen unserer Gegenwart. Für ihren Essay ‚Laubwerk‘ hat sie unlängst den ‚Wortmeldungen‘-Preis der Crespo Foundation erhalten (…), ein essayistischer Text, der sich mit der menschlichen Wahrnehmung von Bäumen und mit deren Dasein vor allem im städtischen Raum auseinandersetzt.“
Journal Frankfurt, September 2021
10. September 2021 | Monica Ries & Karen Tanaka: Robert Schumann trifft Heinrich Heine
„Wenn schon von Schumann die Rede ist, dann bietet sich ein kleines, feines Highlight an: in der Romanfabrik widmen sich die beiden Kammermusikerinnen Monica Ries (Mezzosopran) und Karen Tanaka (Klavier) den schönsten Heinrich-Heine-Vertonungen und verbinden die Lieder mit Texten und biographischen Zitaten.“
Strandgut, September 2021
1. Oktober 2021 | Jo van Nelsen & Bernd Schmidt: Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund
„Jo van Nelsen Karriere begann 1989 mit einem wahren Paukenschlag: Sein Dancefloorhit ‚Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund‘ (Culture Beat feat Jo van Nelsen) war 18 Wochen in den deutschen Charts. Zum 30jährigen Jubiläum des Hits und seiner Karriere erinnert sich der Musiker mit seinem Pianisten Bernd Schmidt nun an seine Anfänge und hebt so manchen Schatz aus seinen Bühnenauftritten der vergangenen 30 Jahre in einem sehr persönlichen Programm.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.09.2021
2. Oktober 2021 | Eva Klesse Quartett: Creatures & States
„Offen und lautmalerisch klingen die ersten Takte des Quartetts in der gutbesuchten Romanfabrik. Philip Frischkorn streicht mit den Fingern über die Flügelsaiten, Stefan Schönegg entlockt seinem Kontrabass mit dem Bogen erst fiepende, dann Cello-ähnliche Töne, Eva Klesse lässt ihre Becken rascheln, Evgeniy Ring intoniert auf dem Alt-Saxophon ein zartes melodisches Thema. […] Der Gestaltungswillen des feinsinnigen Quartetts reicht weit ünber prägnante Themen und individuelle Soli hinaus. Das nuancierte Zusammenspiel gibt der Musik Tiefe und Substanz, Einflüsse verschiedener Inspirationsquellen sowie kluge Rollen- und Stabwechsel stehen für eine zeitgemäße Jazz-Auffassung. Auch das Publikum ist begeistert und erklatscht sich vom spielfreudigen Eva Klesse Quartett noch eine zweite Zugabe.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6.10.2021
12. Oktober 2021 | Stephan Thome: Pflaumenregen
„Der 1972 geborene Stephan Thome ist eine Art stiller Star der deutschen Gegenwartsliteratur. Seit seinem Debüt ‚Grenzgang‘ im Jahr 2009 wurde jedes seiner Bücher mit großem Lob bedacht. Nun ist mit ‚Pflaumenregen‘ sein fünfter Roman erschienen, der in Taiwan in den 1940er-Jahren, während der japanischen Kolonialzeit spielt. […] Es geht um eine Familientragödie und um nationale Identität. Zeitgemäße Themen, die Thome, der sechs Jahre in Thailand gelebt hat, zu einer berührenden Geschichte verwoben hat.“
Journal Frankfurt, Oktober 2021
26. Oktober 2021 | Jean-Philippe Toussaint: Die Gefühle
„Falls Sie das noch immer nicht wissen: Der Belgier Jean-Philippe Toussaint ist einer der tollsten Schriftsteller der Welt. Wenn Sie einmal viel Zeit haben, besorgen Sie sich seine Marie-Tetralogie. Wenn Sie damit fertig sind, steigen Sie ein in seinen neuen Romanzyklus rund um Jean Detrez, der für die EU in Brüssel als Zukunftsforscher arbeitet.“
Journal Frankfurt, Oktober 2021
16. November 2021 | Irene Dische: Die mitlitante Madonna
„Transgender? Gab es schon immer! Einst nannte man das ‚Eonismus‘. Genau, nach Charles Geneviève Louis Timothée d’Éon, kurz Chevalier d’Éon. Ein Adliger des achtzehnten Jahrhunderts; er ging an den internationalen Herrscherhöfen ein und aus, lebte dabei die Hälfte seines Lebens als Frau. Der couragierte Androgyne tritt auf als exzellenter Degenfechter (auch in Frauenkleidern), als kühner Soldat, der im Siebenjährigen Krieg mehrmals verwundet wird; als brillianter Schreiber und zwielichtiger Entrepeneur. Er war Spion für die französische Krone und starb verarmt 1810 in London. Dische hat dieser schillernden Persönlichkeit mit ‚Die militante Madionna‘ ein ironisches, aber respektvolles Portrait gewidmet.“
Journal Frankfurt, November 2021
„Der Chevalier d’Éon war Höfling, Diplomat und großer Fechter. Mal trat er als Frau, mal als Mann auf. Die aktuelle Debatte um (geschlechtliche) Identität erscheint historisch verfremdet und mit Witz durchleuchtet.“
Frizz, November 2021
17. November 2021 | Svenja Flaßpöhler: Sensibel. Über moderne Empfindlichkeit und die Grenzen des Zumutbaren (Philosophisches Café)
„Diese Frau packt heiße Eisen an und holt die Philosophie damit aus dem Elfenbeinturm, indem sie – vielleicht zu Unrecht – gern verortet wird. Die Publizistin und Chefredakteurin des ‚philosophie‘ Magazins streitet über Eifersucht, Sterbehilfe, Pornografie und Feminismus, nicht aus Lust am kalkulierten Skandal, sondern aus intellektueller Redlichkeit.“
Kulturelle Kurznachrichten, Nov./Dez. 2021
„Svenja Flaßpöhler befasst sich gerne mit polarisierenden Themen. Sie hat Bücher veröffentlicht zum selbstbestimmten Sterben, zur MeToo-Debatte und zuletzt zur neuen Sensibilität des Individuums, in dem sie sich mit den Grenzen des Sagbaren beschäftigt und ausloten möchte, was zumutbar ist. […] Sie erklärt, was sie darunter versteht, wenn sie davon spricht, dass wir in einer ‚hochsensibilisierten Zeit‘ leben, einer Zeit, in der man eine dritte Position zwischen verabsolutierter Sensibilität und absoluter Resilienz finden müsse, denn beide Extrempositionen führten zur Abschottung von der Außenwelt.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.11.2022
23. November 2021 | Barbara Honigmann: Unverschämt jüdisch
„Die Schriftstellerin Barbara Honigmann, 1949 als Tochter jüdischer Eltern in Ostberlin geboren, ist von ihrer Familiengeschichte geprägt. Ihre Eltern waren nach Kriegsende aus dem britischen Exil nach Ostberlin zurückgekehrt, um den Aufbau eines neuen Deutschlands zu unterstützen. In ihrem jüngsten Buch ‚Unverschämt jüdisch‘ geht es u.a. um das Aufwachsen in der DDR, um antisemitische Stasi-Protokolle über ihren Vater Georg wie um die Fallstricke einer vermeintlich deutsch-jüdischen Symbiose. […] In der Romanfabrik las und diskutierte sie mit Michael Hohmann über das, was Jüdische Identität bedeutet.“
Feuilleton Frankfurt (Online-Magazin), 12.12.2021
29. November 2021 | Dorothee Elmiger: Aus der Zuckerfabrik
„Als der erste Schweizer Lottokönig im Jahr 1979 das große Los zieht und 1,7 Millionen Franken gewinnt, ist er sie bald wieder los. Als sein Besitz versteigert wird, befinden sich darunter auch zwei Figuren aus Ebenholz oder dunklem Stein, die aus der Karibik stammen sollen. ‚Das war für mich in gewisser Weise der Ausgangspunkt‘, sagt Dorothee Elmiger. […] Die Zuckerfabriken des Titels haben wie die Statuetten etwas mit Elmigers Versuch zu tun, europäische Geschichte anhand des Zuckers nachzuerzählen. Zuckwer, um 1800 von Sklaven in der Karibik aus Zuckerrohr gemacht, war seinerzeit neu und teuer …“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2.12.2021
7. Dezember 2021 | Georg Klein: Bruder aller Bilder
„Georg Klein, in Augsburg geboren, hochdekorierter Schriftsteller, ist ein Spezialist, wenn es darum geht, Alltagsphänomene unmerklich surreal aufzuladen und die Grenze zum Unwahrscheinlichen zu verwischen. In seinem neuen Roman ‚Bruder aller Bilder‘ geht es um allerlei Rätselhaftes in der süddeutschen Provinz. […] Das Buch beginnt mit einer Art ‚Kir Royal‘-Feeling und einem frechen Sportreporter, führt uns einen Platzwart vor, der ein ernsthaftes Taubendreck-Problem hat und endet in Zeittunneln und skurrilen Szenarien. Das Klein-Universum in voller lüte.“
Journal Frankfurt, Dezember 2021
9. Dezember 2021 | DDLW (Delius – Dell – Lillinger – Westergaard)
„Über Deutschlands Grenzen hinaus gelten der Vibraphonist Christopher Dell und der Schlagzeuger Christian Lillinger als herausragende Stilisten des zeitgenössischen Modern Creative-Jazz. […] Tatsächlich vermittelt das Quartett in seinen durchweg improvisierten, zuweilen hoch verdichteten Interaktionen in der ausverkauften Romanfabrik den Charakter eines Organismus, der auf unvorhersehbare Art interagiert und in bisweilen unergründlicher Weise funktioniert. […] In zwei gut halbstündigen Improvisationen entwickelt das Quartett lange Bögen, dynamische Wechsel, Energieschübe und Spannungsspitzen. Sie machen das Konzert zu einem eindrücklichen Erlebnis.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.12.2021
13. Januar 2021 | Cinzia Sciuto: Die Fallen des Multikulturalismus
„Tappen linke Gruppen in die gleichen Fallen wie rechte? Cinzia Sciuto warnt vor den Tücken des Multikulturalismus. ‚Wenn Menschenrechte nicht für alle gelten, dann sind sie Privilegien.‘ Mit diesem Satz beendet Cinzia Sciuto ihren 20-minütigen Vortrag im Livestream der Frankfurter Romanfabrik zur Verantwortung von Individuen und Gruppen in der Frage von Identität. Ein klarer Leitsatz, gewissermaßen ein Rettungsring, in einer Debatte, in der es vor heiklen Strudeln wimmelt.“
Frankfurter Rundschau, 14.01.2021
19. Januar 2021 | Lorenz Just: Am Rand der Dächer
„Das muss ja spannend gewesen sein: eine Nachwendekindheit in Berlin-Mitte. Überall Wildwuchs auf den Brachen zwischen Tor- und Auguststraße, nahe dem Tacheles-Kulturzentrum. […] Vom postapokalyptischen Chaos im östlichen Berlin der neunziger Jahre erzählt Lorenz Just in seinem Romandebüt ‚Am Rand der Dächer‘: Abenteuerlandschaften, wo man hinblickt.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.1.2021
26. Januar 2021 | Robert Stripling: Unter Stunden – Über Flüche
„Die Zeit ist in dem autobiographisch motivierten Schreiben von ‚Unter Stunden – Über Flüche‘ ein grundlegendes Motiv, und die Erinnerung natürlich. […] Die Lakonie der wirkmächtigen Sprache in den Texten legt den Vergleich mit Lyrik nahe. Ausgesprochen talentiert ist, wie zwischen den Texten bewiesen, Robert Stripling auch als Musiker, an der Wave Drum, einem elektonischen Perkussionssynthesizer.“
Frankfurter Rundschau, 27.1.2021
6. Februar 2021 | Junge Deutsche Philharmonie & Wolfram Koch: Tonadas
„Insofern war es dankenswert, dass in der Frankfurter Romanfabrik ein ursprünglich auch für Aufführungen in Offenbach und Hofheim bestimmtes Kammerkonzert-Programm mit sechs Musikerinnen der Jungen Deutschen Philharmonie und dem Dozenten und Lautenisten Hugo Miguel de Rodas Sanches zur Präsentation im Livestream kam. Unter dem Titel ‚Europas Musik und ihre Verbreitung I: Tonadas‘ ging es darum, wie lateinamerikanische Musik schon durch die christlichen Missionare und die Ausbildung der Komponisten europäisch beeinflusst wurde.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8.2.2021
„Die Vehemenz der Musik, die durch die Jahrhunderte und Stimmungen (elegisch, aufgekratzt, tanzbar) andauernd auf Draht blieb, wirkte insgesamt bezaubernd. Es waren auch keine Häppchen, sondern es war ein veritables Konzert.“
Frankfurter Rundschau, 8.2.2021
16. Februar 2021 | Michael Wildenhain: Die Erfindung der Null
„Michael Wildenhain amüsiert sich immer wieder diebisch an diesem Abend, offenkundig über die Raffinesse der erzählerischen Konstruktion in seinem jüngsten Roman ‚Die Erfindung der Null‘, aus dem er per Livestream aus der Frankfurter Romanfabrik las. […] Es klärte sich auch auf, was es mit dem Titel auf sich hat. Mathematik- wie menschheitsgeschichtlich, so Wildenhain, habe die Erfindung der Null einen Quantensprung markiert. Die Null erst, von Indien über den arabischen in den abendländischen Raum eingezogen, habe in der Renaissance eine höhere Mathematik und damit viele wissenschaftliche Verfahren möglich gemacht.“
Frankfurter Rundschau, 17.02.2021
18. Februar 2021 | Silke Scheuermann: Dichten über Pflanzen
„In der Romanfabrik ist sie [Silke Scheuermann] Teilnehmerin einer originellen und produktiven Gesprächsrunde. Mit den Professorinnen Frederike Middelhoff und Barbara Thums spricht Scheuermann über die Bedeutung von Pflanzen für Texte, Poetik und Ästhetik. Darüber hinaus liest sie aus noch unveröffentlichten Gedichten, in denen Texte, Büsche, Bäume, Blumen und alles, was sonst noch wuchert, im Mittelpunkt stehen. Ein interdisziplinär lyrischer Abend. Wunderbar.“
Journal Frankfurt, Februar 2021
„Apokalyptik und Demut vor dem Größeren der Natur grundieren diese Gedichte. […] Das metaphorische Sprechen hüte stets ein Geheimnis und schließe den Leser aus, sagte sie [Silke Scheuermann]. ‚Der Gedanke ist das Gedicht.‘ Er lasse sich nicht in eine fremde Sprache übersetzen, weder in die der Philosophie noch in die der Literaturtheorie.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.02.2021
16. März 2021 | Marcus Roloff & Hans Jürgen Balmes: Peter Orlovsky – Beat Poetry
„Ein Abend um Peter Orlovsky, das Geheimherz der Beat-Poeten im Stream der Romanfabrik. […] Im Livestream der Frankfurter Romanfabrik ging es nun um Leben und Werk des 2010 verstorbenen Dichters. Der ‚Sauber abgewischt‘-Übersetzer Marcus Roloff, der als Lyriker in Frankfurt lebt, und Fischer-Lektor Hans-Jürgen Balmes, von dem das Nachwort stammt, unterhielten sich mit Michael Hohmann. […] Bei der Übersetzung – ‚immer eine Gratwanderung‘ ¬– ´, so Roloff, gelte es, nah dran zu bleiben, genau herauszufinden, was der Dichter gemeint habe.“
Frankfurter Rundschau, 17.03.2021
17. März 2021 | Gerhard Poppenberg & Frank Rexroth: Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter (Café Europa)
„Die Romanfabrik gibt nicht auf. Das Café Europa ist offen, wenn auch nur im Livestream. […] Im Mittelpunkt des Abends stand eine These des italienischen Philosophen Giorgio Agamben: ‚Geschichte ist Europa.‘ Poppenberg prüfte sie, indem er das Hauptwerk des renommierten Romanisten Ernst Robert Curtius (1886-1956) entfaltete. Unter dem Titel ‚Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter‘ habe Curtius kommunikative Traditions- und Möglichkeitsräume aus literarischen Topoi entworfen, die offen für die Zukunft seien.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.03.2021
18. Mai 2021 | Vom Warten auf das nächste Jahr: Yevgeniy Breyger, Nils Brunschede, Daniela Danz und weitere
„Stark sein, man selbst bleiben – darum geht es häufig in der Anthologie ‚Vom Warten auf das nächste Jahr‘, die am 1. Juni in der Edition Faust erscheint. Tod und Kunst, Tod und Leben, Leben und Kunst – all diese alten Gegensatzpaare, in der Pandemiezeit für viele Künstler wieder aktueller geworden – versammelt der Band, der den Untertitel ‚Deprivationen‘ trägt. In der Romanfabrik stellten die beteiligten Autoren ihn vor.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.05.2021
11. Juni 2021 | In memoriam Jürgen Wuchner. Eine Hommage
„Ein Konzert in der Romanfabrik erinnert an den Bassisten Jürgen Wuchner. […] Facettenreich präsentierte sich der Abend ‚In memoriam Jürgen Wuchner‘ mit einem Quintett von musikalischen Gefährten in der Frankfurter Romanfabrik, ausgerichtet von der Jazz-Initiative – es handelte sich um deren erstes Konzert vor Publikum seit neuen Monaten. […] Kein Abend der ausufernden Soli. Auf bezwingende Weise wurde ganz auf der Linie von Wuchners strukturbewusstem, ant-expressiven Denken musiziert.“
Frankfurter Rundschau 15.06.2021
„Nun hat die Jazz-Initiative Frankfurt in der Romanfabrik als eines der ersten Livekonzerte nach den Lockerungen in der Corona-Pandemie eine Hommage an Jürgen Wuchner veranstaltet (die auch als Livestream gesendet wurde) und dabei fünf seiner Weggefährten zusammengeführt, die vor allem eines demonstrierten: Der Mann, der mit seinen ‚Jazz Conceptions‘, seiner Jazz & Pop School und seiner Arbeit an der Akademie der Tonkunst in Darmstadt pädagogisch viel geleistet hat, ist auch ein eigenständiger, witziger, skurrile musikalische Ideen zusammenführender Komponist gewesen.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.06.2021
15. Juni 2021 | Burghard Schlicht: Im Augenblick der Freiheit
„So sieht ein Glückskind aus. Man kommt jedenfalls nicht umhin, Burghard Schlicht als solches wahrzunehmen, wenn er aus seinem Leben erzählt. Er selbst sagt: ‚Irgendwie war ich immer plötzlich und durch Zufall genau im Zentrum.‘ […] Farbige, auch ironische Schilderungen dieser extrem prägenden Zeit bilden nun einen wesentlichen Baustein in Schlichts 519 Seiten starken Romandebüt ‚Im Augenblick der Freiheit‘. […] Der junge Schlicht tummelte sich in Schwabing und der Feldkirchener Antiteater-Villa; wer da ein und aus ging, durch die Betten zog und morgens um sechs vom Regie-Genie in der Küche angeraunzt wurde, findet sich verschlüsselt in den Szenen wieder, die Schlicht als Rückblenden in eine Geschichte von Freiheit, Liebe und Politik bettet.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.06.2021
25. Juni 2021 | Ensemble Modern, Jens Harzer & Klaus Reichert: Cello-Einsatz. Paul Celan und die Musik
„Die wunderbaren Improvisationen des Trios um Eva Böcker am Cello, den Pianisten Hermann Kretschmar und Dietmar Wiesner an den Flöten entsprachen in einer freien Weise jenen gespannten Atmosphären, die sich über die Gedichte Paul Celans vermitteln. Ein Höchstmaß an Zurücknahme kennzeichnete den – anders als bei Celan selbst – pathosfreien Vortrag von Jens Harzer.“
Frankfurter Rundschau, 27.06.2021
29. Juni 2021 | Arno Camenisch: Der Schatten über dem Dorf
„Man kann es gar nicht oft genug sagen: Im Grunde ist es vollkommen egal, was der Schweizer Schriftsteller Arno Camenisch vorliest – allein die Art und Weise, wie er das macht, ist so hinreißend, dass man ihm auch beim Vortrag aus dem Telefonbuch zuhören könnte, wenn es das denn noch gäbe. Sein neues Buch ‚Der Schatten über dem Dorf‘ ist ein Kurzroman, wie immer, und doch anders als die Vorgänger, weil es das persönlichste und melancholischste Buch ist, das Camenisch bislang geschrieben hat.“
Journal Frankfurt, April 2021
2. Juli 2021 | Julian & Roman Wasserfuhr Duo: Relaxin‘ in Ireland
„Seitihrer ersten gemeinsamen Aufnahme vor fünfzehn Jahren und bei vielen Auftritten zu zweit oder in kleineren Gruppierungen demonstrieren die beiden, was man in einem traditionellen Jazzrahmen ohne Free-Jazz-Ausfransungen noch alles unterbringen kann, ohne dass es klischeehaft oder vorgestrig wirkt. Auch in der Romanfabrik schütteten die beiden Erzmusiker jetzt ein Füllhorn melodischer Einfälle, rhythmischer Impulse, kontrapunktischer Verflechtungen, schlafwandlerisch aufeinander abgestimmter Klänge vor dem erlesenen Publikum aus.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7.07.2021
7. Juli 2021 | Mamadou Diawara & Richard Kuba: Der Blick Afrikas auf Europa (Café Europa)
„‘Der subsaharische Blick auf Europa ist abhängig von den Paradigmen unserer gemeinsamen Geschichte‘, stellte Diawara zu Beginn des Abends fest. Um den Europäern am Ende ‚selektive Vergesslichkeit‘, Geschichtsvergessenheit zu attestieren oder, wie er sich sehr eindrücklich ausdrückte: ‚akuten Präsentismus‘. Der lateinische Neologismus des Subsahara-Forschers zündete besser als der abgedroschene Negativbegriff.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9.07.2021
17. September 2020 | Henning Sieverts: Blauer Reiter
„Der Münchener Kontrabassist und Cellist Henning Sieverts ist bekannt für seine konzeptionell durchdachten Kompositionen, die mitunter komplexe, ambitionierte Züge annehmen können.Vergleichsweise zugänglich klingt hingegen sein … Album ‚Blauer Reiter‘. Die auf ihm enthaltenen Stücke sind inspieriert von den Bildern der gleichnamigen Künstlergruppe und ihrem Umfeld, das 1911 bis 1914 maßgebliche Impulse für die Entwicklung der modernen Kunst setzte. […] Insgesamt strebt Siverts ‚Blauer Reiter‘ sicher nicht danach, dieselbe revolutionäre Kraft wie seinerzeit die Farbenkünstler zu entwickeln. Gleichwohl bietet er mit seinem Quartett viele kurzweilige Momente und lässt rund 85 Minuten flugs vergehen.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.09.2020
9. Oktober 2020 | Jakob Dobers & Band: Der Rest vom Licht
„Das kommt auch nicht allzu oft vor, dass die Musik eines deutschen Singer/Songwriters mit dem Sound und der Haltung der Siebzigerjahre-US-Band The Modern Lovers um Jonathan Richman assoziiert wird. Jakob Dobers wird diese Ehre zuteil. Nach vier Alben mit der Band Zimtfisch hat der Berliner aus dem Hamburger Raum mit ‚Der Rest vom Licht‘ sein erstes Soloalbum aufgenommen. Mit reifen 50.“
Journal Frankfurt, Oktober 2020
10. Dezember 2020 | Markus Orths: Picknick im Dunkeln
„Warum ist es plötzlich so dunkel? Stan Laurel sucht nach Halt, doch seine Finger greifen überall ins Leere. Dann stolpert er über etwas ziemlich Großes und glaubt, seinen Partner Oliver Hardy wiedergefunden zu haben. Doch der ist schon lange tot. Aber der dicke Mann, der ihn in ein philosophisches Gespräch verwickelt, stellt sich nach einiger Zeit als Thomas von Aquin vor. Eine komplett groteske Ausgangsidee, die Markus Orths zum Ausgangspunkt seines Romans ‚Picknick im Dunkeln‘ gemacht hat. Das Ergebnis ist ein tiefgründiges Buch zwischen Albernheit und Erkenntnis.“
Journal Frankfurt, Dezember 2020
15. Dezember 2020 | Hölderlin in Frankfurt: Ursula Illert, Jochen Nix und Bastian Fiebig
„Das Hölderlin-Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Da lassen sich noch einmal zwei altvertraute Stimmen im Namen des Dichters vernehmen, der vor 250 Jahren geboren wurde. Für die Schauspieler und Sprecher Jochen Nix und Ursula Illert ist der Himmelsstürmer aus dem Schwabenland ‚unser wahrscheinlich größter Dichter‘. Mit einem Abend über ‚Hölderlin in Frankfurt‘ gaben sie ihm nun die vorläufig letzte Ehre im ‚Corona-Kanal‘ der Romanfabrik. Nix hatte ihn konzipiert und trug vor allem Gedichte und andere Originaltexte vor, Illert steuerte darüber hinaus die parallelen biographischen Daten bei, und Bastian Fiebig füllte die Pausen mit seinem quietschenden Saxophon.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.12.2020
16. Dezember 2020 | Wolfgang Bunzel (Frankfurt) & Paul Michael Lützeler (St. Louis): Das Europa der Romantik (Café Europa)
„Am achten Abend der Reihe ‚Café Europa‘ ging es um ‚Das Europa der Romantik‘. Im Mittelpunkt standen der ganz unromantische Napoleon und die Französische Revolution, die ihn an die Spitze Frankreichs gebracht hatte und als Reaktion ein supranationales Nachdenken über Europas Nationen auslöste. […] Hohmann versuchte das abwesende Publikum zu vertreten. Er sah in der Französischen Revolution den Auslöser der Europa-Debatte. Lützeler widersprach: ‚Die Revolution hat das Denken über die Nationen in Gang gesetzt, kein Denken über Europa.‘ Bunzel bedauerte: ‚Wir haben uns abgewöhnt, Ideale und Visionen zu haben, weil wir gebrannte Kinder sind.‘ Es gebe keine großen Europäer mehr, weil sich keiner mehr traue, über die Institutionen hinaus zu denken.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.12.2020
4. Januar 2020 | Michael Wollny: Neujahrskonzert 2020
„Beim Improvisator Wollny fließt ein, was gerade anliegt. Eine Solo-Impro wie in der Romanfabrik nennt er eine totale Überforderung im Vertrauen darauf, so lange neue Ideen zu haben, bis sie sich auflöst. Wie er vom Stillen zum Pathos und ins Abwägende oder Träumerische überlenkt, wie er erst pünktelt, dann clustert und sich zuletzt über die Saiten des Flügels hermacht, als suche er in den Eingeweiden den mysteriösen G-Punkt, ist so unauslotbar wie ein tiefer Brunnen.“
Frankfurter Rundschau, 06.01.2020
14. Januar 2020 | Lukas Bärfuss: Malinois
„Schwergängig, selten vergnügt und noch seltener gutmütig sind die Erzählungen in Lukas Bärfuss’ Band „Malinois“. […] Eine Unbehaglichkeit an der eigenen Existenz verspüren viele Figuren im Werk des Schweizer Georg-Büchner-Preisträgers. In den Erzählungen kann das eruptiv ausbrechen oder lähmend über einem wackeren Weitermachen liegen. […] Jede der 13 Geschichten bietet ausreichen Stoff, um damit einen Roman zu beginnen. Oder ein Theaterstück um ihn herum zu bauen. […] Die 13 Erzählungen stammen Bärfuss zufolge aus einem Zeitraum von mehr als zwanzig Jahren, zum Teil sind sie bisher unveröffentlicht, zum Teil einmal in heute eingestellten Zeitschriften oder vergriffenen Anthologien erschienen. „Und manche haben nicht länger als einen einzigen Tag gelebt; sie verschwanden mit den Zeitungen, in denen sie abgedruckt wurden“, schreibt Bärfuss, der weiß, wie man Menschen traurig macht.“
Frankfurter Rundschau, 07.01.2020
23. Januar 2020 | Bob Degen Trio: Jazz
„Der Pianist Bob Degen zeigt sich auch im Trio in der Romanfabrik als begnadeter Klanggestalter.Wer ihn nicht kennt, kennt die Frankfurter Jazzszene nicht. Dabei hat Bob Degen aus Scranton, Pennsylvania, der seit nahezu einem halben Jahrhundert in der hiesigen Region verwurzelt ist, allerdings selbst schon immer viel dazu beigetragen, um nicht aufzufallen. Auch auf der Bühne der Romanfabrik, wo er jetzt wieder einmal im Trio zu hören war, ist er von einer austernhaften Verschwiegenheit. […] So waren es bei Stücken von Thelonious Monk bis Heinz Sauer und vielen eigenen Kompositionen vor allem die wunderschönen Einleitungen am Klavier, die aufhorchen ließen und demonstrierten, welch kluger Klanggestalter da am Flügel des Hauses saß.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.01.2020
1. Februar 2020 | Junge Deutsche Philharmonie: Saitenwechsel (Die Musik Europas II)
„Musikerinnen und Musiker der Jungen Deutschen Philharmonie huldigen der Gattung des Streichquartetts. Im zweiten Teil der Reihe ‚Die Musik Europas‘ geht die Junge Deutasche Philharmonie unter dem Titel ‚Saitenwechsel‘ einem europäischen Exportschlager nach, der sich seit mehr als drei Jahrhunderten weit über nationale und kulturelle Grenzen hinaus entwickelt hat: dem Streichquartett. Dabei wollen die in Frankfurt ansässigen Musikerinnen und Musiker zeigen, wie sich jüdische Komponistinnen und Komponisten verschiedener Epochen ideenreich mit der ureuropäischen Gattung auseinandergesetzt haben.“
Journal Frankfurt, Februar 2020
5. Februar 2020 | Jan Assmann & Jürgen Kaube: Europas Wurzeln im Nahen Osten (Café Europa)
„Das Publikum in der ausverkauften Romanfabrik ließ sich nicht lumpen. Zwar reagierte es zunächst sprachlos angesichts solch verdichteter Gelehrsamkeit, dann aber wollte ein Zuhörer von Jan Assmann wissen: ‚Was können wir von den Ägyptern lernen?‘ Der Ägyptologe lächelte:‘den Gemeinsinn.‘ Etwa beim Richten. Für die alten Ägypter hieß das vor allem: schlichten, weil sie stets auch den anderen einbezogen, ans Ganze dachten.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.02.2020
7. Februar 2020 | Marc Copland Trio: And I love her
“Ein Gigant unter der Tarnkappe. Jetzt ist er [Marc Copland] wieder einmal mit einem Trio in der Frankfurter Romanfabrik zu hören gewesen, wo er schon öfter in verschiedenen Formationen gastierte, und bestätigte seine Abneigung gegen alles Vordergründige, Auffällige, allen äußeren Glanz und jegliches Showgehabe. Eigentlich müssten ihn alle umweltbewussten Zeitgenossen lieben: Coplands Klänge vermeiden Verpackung. Was zählt, ist nur der Inhalt. Und auch der ist nicht poliert, nicht von natürlichen Unebenheiten befreit. Aber wie gesagt: Er ist mit dem, was er in Tönen und Rhythmen mitteilen möchte, leicht zu überhören. Man muss schon aufmerksam sein, muss verfolgen, wie er die Harmonien spreizt, Motive entwickelt, an seine Mitspieler weitergibt, aus kleinen Tonfolgen swingende Melodien formt, musikalisches Geschehen intensiviert, überhaupt seine Soli aufbaut, als seien es Skulpturen aus Marmor.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.02.2020
„Aufgeräumt wirkt sein Spiel einesteils, zugleich ist er gut für eine bestechende lyrische Qualität. Am Ende, in der Zugabe, spielt der US-amerikanische Pianist Marc Copland mit seinem Trio eine ziemlich melodieverliebte Version der Beatles-Nummer „And I Love Her“; das ist auch die Titelnummer des neuen Albums. In seiner melancholischen Leichtigkeit erinnert das von fern an die geschliffene barjazznahe Eleganz eines George Shearing und steht gar in einer Nähe zum Easy Listening. […] Zum gefeierten Konzert in der ausverkauften Frankfurter Romanfabrik präsentierte sich das Trio in bester Verfassung, in der Besetzung mit Copland und seinem langjährigen Weggefährten Drew Gress am Bass sowie dem Schlagzeuger Jeff Williams, der für den erkrankten Joey Baron eingesprang.“
Frankfurter Rundschau, 09.02.2020
18. Februar 2020 | Eva Sichelschmidt: Bis wieder einer weint
„Eva Sichelschmidt hat eine Lehre als Damenschneiderin absolviert, betreibt seit 20 Jahren in Berlin-Mitte den Laden ‚Whisky & Cigars‘ und ist mit dem Dichter und Büchnerpreisträger Durs Grünbein verheiratet. Und: Sie hat soeben ihren zweiten Roman veröffentlicht. ‚Bis wieder einer weint’ ist das mit Accessoires der Zeitgeschichte üppig garnierte Familienportrait: Inga heiratet im Jahr 1960 den Unternehmersohn Wilhelm. Inga ist schön, Wilhelm reich und ambitioniert. Kurz nach der Geburt des zweiten Kindes stirbt Inga an Leukämie. Diese Tochter ist es, die die Geschichte ihrer Eltern und Großeltern rekonstruiert – und ihre eigene dazu. Ein Fotoalbum in Romanform.“
Journal Frankfurt, Februar 2020
25. Februar 2020 | Jan Costin Wagner: Sommer bei Nacht
„Gute Nachricht: Jan Costin Wagner veröffentlicht ein neues Buch. […] Und da sprengt Wagner erneut Genregrenzen. Ist sein Werk ein Krimi mit literarischem Anspruch? Oder Literatur mit kriminalistischem Gehalt? Beides, aber eher Letzteres. In dieser lakonischen Prosa steckt viel Psychologie, vor allem indes sehr viel Poesie.“
Offenbach Post, 08.02.2020
„Wie oft bei Jan Costin Wagner gehört der Blick in die Gedanken des jeweiligen Täters genauso zum Buch wie der in die Gefühle der Opfer und ihrer Angehörigen sowie der Ermittler. Die Leser des 1972 in Langen geborenen Autors wissen, dass Kriminalromane aus seiner Hand stets mehr sind als die nachträgliche Aufklärung fertig vorgefundener Morde. Bei ihm geschieht vieles gleichzeitig – das moralisch Fragwürdige und der Versuch, ihm rational Einhalt zu gebieten. Das Tun des Täters, das Fürchten vor Tod, Schmerz, Wissen und Unwissen sowie die Alltagshürden und die unvermuteten Fortschritte des Ermittelns stehen gleichrangig nebeneinander. […] Geübt dreht Wagner, der schon oft als großer Psychologe, aber viel zu selten als grandioser Manipulator gewürdigt wurde, an den Schrauben seiner Erfindung.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.02.2020
27. Februar 2020 | Daniel Karlsson Trio: Fuse Number Eleven
„Jetzt waren die drei Schweden zu Gast in der Romanfabrik, um Exzerpte ihrer Aufnahmen zu ‚Fuse Number Eleven‘ vorzustellen, und was man dabei zu hören bekam, war keineswegs das große Klangchaos, vielmehr wunderbarster Trio-Jazz, der – was Harmonik, Rhythmik und Melodik betrifft – kaum einmal Unerhörtes, Maßloses oder Experimentelles bot, dafür aber ein Höchstmaß an improvisatorischem Esprit, schlafwandlerischem Zusammenspiel und musikalischer Intensität. Vor allem die Intensität, wenn man will: der Überstrom, war dabei schier atemberaubend. […] Vielleicht ist es genau das, was die Sicherung Nummer 11 im Studio in Rummarö verhindert: künstlerischen Überstrom, der entsteht, wenn drei an sich schon große Ideenströme zusammenfließen. Der Romanfabrik muss das nicht erst klargemacht werden. Eine Nummer 11 gibt es dort nicht.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.02.2020
4. März 2020 | Stephan Thome (Taipeh) & Volker Stanzel (Berlin): Chinas Blick auf Europa (Café Europa)
„‘Café Europa‘ mit Stephan Thome und Volker Stanzel behandelt am Mittwoch ab 20 Uhr in der Romanfabrik Frankfurt ‚Chinas Blick auf Europa.‘. China ist immer noch der bedeutendste Gegenpol zur europäisch geprägten Weltvorstellung. Trotz erzwungener Öffnung zur Welt (zum Warenaustausch, zum Kapitalismus) im 19. Jahrhundert durch die damaligen Weltmächte Großbritannien, Frankreich und Russland bleibt ein Moment der Fremdheit, ja des Misstrauens im Umgang. Die Diskutanten in der Romanfabrik interessiert der Blick der fremden Macht auf Europa, da dieser Blick auch das hiesige Selbstbild prägt.“
Offenbach Post, 29.02.2020
27. April 2020 | Frank Witzel: Inniger Schiffbruch
„Zögernd nähert sich die Kamera dem Geschehen auf der Bühne der Frankfurter Romanfabrik, schwebt über die leere Bestuhlung des Saals dem nüchternen Schwarz der Bühne entgegen. Dort sitzt schon Frank Witzel und wartet gemeinsam mit Michael Hohmann, dem Geschäftsführer der Romanfabrik, der moderierend die Lesung begleitet, auf das Startsignal. Pünktlich um zwanzig Uhr beginnt die einstündige Livestream-Lesung auf dem neu eingerichteten Corona-Kanal der Romanfabrik. […] Fast rückt ein Stück Normalität heran, eine Form der Lesung, die von anderen Literaturveranstaltern der Region in Zeiten von Corona bislang erstaunlich selten aufgegriffen worden ist. […] Und so versucht auch dieser Abend letztlich, im Digitalen, einen Begegnungsraum für Autor, Text und Leser herzustellen. Eine gelungene Premiere.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.04.2020
26. Mai 2020 | Pit Knorr & Markus Neumeyer: Opa Corona
„Pit Knorr dichtet Pandemiepoesie. […] Zu Beginn des Corona-Lockdowns, zu Hause wie alle anderen, dachte Knorr, es brauche nun aber doch etwas Aufmunterung. Er schickte das erste Gedicht über Opa Corona in einen E-Mail-Verteiler mit dreißig Freunden. Die waren begeistert und leiteten es weiter. Inzwischen hat Pit Knorr eine Facebook-Seite, war schon bei ‚Fest und Flauschig‘, dem Podcast von Oli Schulz und Jan Böhmermann zu Gast, und hat viele weitere Gedichte über Opa Corona geschrieben. […] Opa Corona erzählt von seinen Erfahrungen im Lockdown, die sich kaum von denen seiner jüngeren Zeitgenossen unterscheiden dürften.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.05.2020
9. Juni 2020 | Thomas Kapielski: Kotmörtel – Roman eines Schwadronörs
„Die Möglichkeit, unter Menschen und in die dritte Dimension des Lesungsbetriebs zurückzukehren, bietet nun die Frankfurter Romanfabrik: Während der Corona-Kanal des Hauses auf Youtube weiterläuft, konnten erstmals wieder einige Menschen in den Saal, um den Auftritt von Thomas Kapielski vor Ort zu erleben. Das war ein gutes, ein sehr gutes Gefühl, fast etwas überraschend, weil es zu Hause ja nun ganz gemütlich ist. […] Gerade aber weil Kapielski zwar witzig, jedoch nicht zum Kreischen ist (das würde ihm bestimmt auch auf die Nerven fallen), war es nach all den Wochen geradezu aufregend, die subtilen Reaktionen in Reichweite zu haben. Hier ein Aufkeckern, da ein Schnaufen. Auch Kapielski reagiert offenbar gerne auf Geräusche und Winks aus dem Publikum, er ist der sich vortastende Typ. Nicht schön, wenn dann da keiner ist.“
Frankfurter Rundschau, 11.06.2020
17. Juni 2020 | Saskia de Coster: Eine echte Mutter
„Die Biologie spielt eine Rolle. Im Moment der Geburt schon fängt das an. Es ist die eigene Erfahrung als der nichtleibliche Teil eines Mutterpaares, die Saskia de Coster zum zentralen Motiv ihres Romans „Eine echte Mutter“ – die Übersetzung des Originaltitels lautet „Nachteltern“ – gemacht hat. Funktionslos habe sie sich während des Geburtsvorgangs gefühlt, heißt es seitens der Ich-Erzählerin im Roman – auf Deutsch ist das Buch der in ihrer Heimat äußerst erfolgreichen belgisch-flämischen Schriftstellerin bei Tropen (Klett-Cotta) erschienen. […] Das Wort von der „Autofiktion“ fällt bei der Lesung in der Frankfurter Romanfabrik im Gespräch mit deren Leiter Michael Hohmann, der zudem (nach einer kurzen Sprachklangprobe am Original) in einer akzentuierten Art die ausgewählten Textpassagen vorträgt.“
Frankfurter Rundschau, 18.06.2020
30. Juni 2020 | Tom Kummer: Von schlechten Eltern
„Mit Fake-Interviews aus Hollywood machte der Journalist von sich reden. Als Romancier verarbeitet er in ‚Von schlechten Eltern‘ echte Erfahrungen als VIP-Fahrer und nähert sich auf dunstverhangenen Straßen dem großen Unbekannten des Lebens: dem Tod.“
Frizz, April 2020